Im Oktober 2015 hatte ich mich überreden lassen, mich für den Marathon anzumelden. Im Dezember kam dann das Ergebnis. Ich wurde gelost und war nun offiziell für den Berlin Marathon 2016 eingeschrieben. Es waren also noch 10 Monate Zeit, sich mental darauf vorzubereiten.

Allerdings musste ich zugeben, war ich den Winter über nicht wirklich diszipliniert, was das Laufen anging. Das zahlte sich im März aus, als ich mir beim Halbmarathon aufgrund der Überbelastung eine Fußverletzung zuzog. Diese setze mich für 8 Wochen außer Gefecht.

Ab Mai begann ich dann wieder mit kurzen langsamen Laufeinheiten. Allerdings startete Ende Mai bereits die Triathlon Saison. Meine Vorbereitungen waren also alles andere als optimal.

Berlin Marathon 2016 Wall

Die Woche vor dem Berlin Marathon

Ich hatte großen Respekt vor diesem Event. Laufen ist nicht meine Spezialität und gerade weil mir erst gesagt wurde, dass aus besagten Gründen der Marathon dieses Jahr vielleicht noch zu früh für mich wäre, wusste ich nicht, ob ich es schaffen würde.

Die Woche vor dem Event war besonders. Straßensperrungen sorgten für Chaos in der Stadt, im Radio wurde das Event groß angepriesen und die Spannung stieg.

Donnerstag bis Samstag konnten die Startunterlagen bei der Berlin Vital Messe abgeholt werden. Meine holte ich am Freitag zum späten Nachmittag. Bei einem ausführlichen Gang über die Messe traf ich auf bekannte Gesichter aus Praktikums- und Studiumszeiten. Klein ist die Welt. Aber so kann man sehen, beim Berlin Marathon trifft sie sich. Teilnehmer aus über 100 Nationen waren angeblich dabei.

Berlin Marathon 2016

Der Berlin Marathon 2016

6 Uhr klingelte der Wecker. Nach 4 mal schlummern bequemte ich mich, das Bett zu verlassen. Es war noch dunkel. Ein Kaffee und ein ausgiebiges Frühstück musste her. Andere schwören auf Toastbrot vor dem Wettkampf. Ich hasse Toastbrot. Bei mir gab’s zwei Marmeladenbrötchen und ein Ei. Das sollte bis 9Uhr reichen.

7:30Uhr ging es mit dem Fahrrad in Richtung Brandenburger Tor. Treffpunkt war Starbucks. Kurz vor 8Uhr traf ich dort ein und der Laden war gerammelte voll. Vor allem die Toiletten. Die Toilettenfrau war nicht besonders begeistert, dass viele für ihren Toilettengang nicht bezahlten. Ich hatte leider auch kein Geld dabei. Sorry.

Berlin Marathon 2016 Brandenburger Tor

Der Weg zum Start

Wir liefen gemeinsam zum Eingang in die Start- und Zielzone. Durch das Brandenburger Tor ging es rechts zu den Eingangskontrollen. Dort wurden unsere Rucksäcke auf Getränkeflaschen überprüft. 500ml Flaschen waren ok, alles andere musste vernichtet werden.

Kaum in der Startzone angekommen, ging es auch schon wieder auf die Toilette. Es gab ausreichend Dixis, doch auch genauso lange Schlangen. Danach brachten wir unsere Sachen zur Kleiderabgabe, warfen uns die Adidas Wärmetüten über und liefen in aller Ruhe zum Start.

Berlin Marathon 2016 Start

Nun standen wir da. In der riesigen Masse. Auf den Leinwänden verfolgten wir den Start der Spitzenläufer um 9:15Uhr.  Wir standen im letzten Startblock, unser Start sollte 20min später erfolgen. Später beobachteten wir das Führungsfeld auf der Leinwand. Krass, in welchem Tempo die unterwegs waren.

Berlin Marathon 2016 Wir laufen durch Berlin

Das Startsignal ertönt und los ging’s

Dann ertönte unser Startsignal. Langsam ging es vorwärts. Die Masse bewegte sich in Richtung Startlinie. Einige kletterten nochmal zu den Dixis, um die letzten Tropfen auszuleeren. Ich ließ mich überreden und tat das Gleiche.

Wieder zurück in der Masse, begannen wir langsam zu joggen. Das Feld lockerte sich auf. Dann, 9:53Uhr, überquerten auch wir die Startlinie. Es war soweit. Wir liefen jetzt gemeinsam den Berlin Marathon 2016.

Berlin Marathon 2016 Läufer

Ich konnte hören, wie sie hinter mir die Startlinie schlossen. Aus technischen Gründen war es wohl nicht möglich die Netto-Startzeit nach einem bestimmten Zeitpunkt zu nehmen. Ich denke nicht, dass es alle bis dahin zur Startlinie geschafft haben, aber im letzten Startblock geht es meistens eh nicht um die Zeit, sondern um das Ankommen.

Vorbei ging es als aller erstes an der Siegessäule. Was für ein Gefühl, mit alle den Menschen die Straßen in Berlin unsicher zu machen, in denen sonst reger Verkehr herrscht.

Berlin Marathon 2016 Siegessäule

Ich lief ganz bedacht. Eine Zielzeit hatte ich mir nicht vorgenommen, liebäugelte aber mit einer 4:30. Ich konnte das allerdings überhaupt nicht einschätzen. Dafür habe ich aufgrund der Fußverletzung und der vielen Triathlons mein Training zu wenig auf den Marathon ausgerichtet. Mit nur einem langen Lauf über 30 Kilometer im Vorfeld, hatte ich dementsprechend zu wenig Erfahrung gesammelt, um vorher eine Zeit vorherzusagen.

Die ersten 21 Kilometer liefen wie von selbst

Meine Pace lag bei 6min pro Kilometer, welche ich bis Kilometer 20 locker durchhielt. Als ich die Marke des halben Marathons überquerte, jubelten mir Freunde zu und freuten sich mit mir, dass ich so gut unterwegs war. Ich freute mich mit ihnen. Aber am meisten erfreute mich, dass sie mich in der Masse erkannten und mich motivierten.

Berlin Marathon 2016 Eve

Die Stimmung war großartig

Die Strecke war voller Zuschauer. Viele Bands, aber auch private Boxen aus Wohnzimmern sorgten für gute Stimmung. Mein persönliches Highlight kam bei Kilometer 23. Der Radladen in Schöneberg. Geiler Elektro und eine geniale Stimmung. Am liebsten wäre ich da geblieben und hätte mit den Leuten abgefeiert, aber dazu war ich nicht hier. Es war Marathon-Tag. Ich musste laufen.

Berlin Marathon 2016 Kind

Dann kam der Hammer bei Kilometer 25

Doch dann kam Kilometer 25. Ich bemerkte, wie sich meine Beine schwer und müde anfühlten. Ebenso bemerkte ich wie mein linkes Knie leicht schmerzte. Ahhh! Zu viel des Guten. Ich wusste, jetzt ist es vorbei mit dem angenehmen Laufen.

Ich musste das Tempo rausnehmen. Die Beine fühlten sich wie schwere Klötzer an, die man versucht hinter sich herzuziehen. Jetzt fehlten die Trainingskilometer. Ab jetzt wurde es hart. Alle, an denen ich vorher locker vorbei lief, holten mich jetzt wieder ein. Der 4:30 Pacemaker, den ich erst überholte, kam nun mit seiner Truppe an mir vorbei und zog von dannen.

Ab Kilometer 30 musste ich sogar kleine Gehpausen einlegen. Die Trinkpausen nutzte ich, um meine Beine auszuschütteln. Massagen gab es auch an den Verpflegungsstationen. Kurz überlegte ich, ob ich da anhalten sollte. Aber ich hielt das für keine gute Idee. Ich wusste nicht, ob ich danach überhaupt weiter laufen könnte.

Berlin Marathon 2016 Becher

Die Kilometer wurden gefühlt immer länger

Es wurde hart. Neben mir fuhr die Doktorin auf ihrem Fahrrad und fragte alle, ob es ihnen gut geht. Auch mich. Ich meinte nur, es sei verdammt anstrengend und machte weiter. Bei Kilometer 36 wartete dann der Red Bull Stand auf uns. Mit Red Bull Schorle hatte ich schon beim Red Bull Tri Islands Triathlon 2015 Erfahrungen machen können und war nicht sonderlich begeistert. Aber ich griff trotzdem zu. Etwas Zucker und Koffein auf den letzten Kilometern konnten nicht schaden.

Wenige Meter später sah ich jemanden, der die gesamte Schorle wieder rechts über die Böschung brach. Yummi. Genau als ich vorbeilief und mich fragte, was er da macht, sah ich wie er im Strahl alles los wurde, was sein Körper nicht mehr wollte.

Berlin Marathon 2016 Notarzt

Dann war es soweit. Die letzten Kilometer waren angebrochen. Ich dachte mir jetzt kann nichts mehr schief gehen und versuchte das Tempo anzuziehen, doch das gelang mir nicht. Stattdessen versuchte ich ein Bein vor das andere zu stellen. Irgendwie jetzt noch die letzten Kilometer überstehen

Dann der Zieleinlauf am Brandenburger Tor. Mein Gott, was war das für eine geniale Stimmung. Ich hatte ein Grinsen auf den Lippen, wie sonst noch nie. Am Brandenburger Tor kamen mir sogar kurz die Tränen. Auf der einen Seite vor Schmerz und auf der anderen Seite vor Freude, dass ich doch hier tatsächlich diese 42,195 Kilometer gelaufen bin.

Berlin Marathon 2016 Medaille

Fazit

Heute ist Mittwoch, der dritte Tag nach dem Marathon. Die letzten Tage waren hart. Ich konnte mich kaum bewegen. Meine Beine fühlten sich tagelang schwer an. Die Treppen zu meiner Wohnung im 4. Obergeschoss machten mir zu schaffen. Heute geht schon langsam wieder besser, doch ich fühle mich schlapp. Mein Körper braucht definitiv Ruhe.

Den Berlin Marathon kann ich jedem empfehlen, der ein Marathon Erlebnis haben will. Es ist eine bombastische Stimmung an der Strecke und die Kilometer vergehen dadurch wie im Flug. Dennoch würde ich mich für den nächsten Marathon intensiver vorbereiten. Die Qualen und Schmerzen, die ich in den letzten 15 Kilometern erlitten hatte, muss ich nicht noch einmal haben.

Warum tut man sich und seinem Körper das an? Nur um danach zu sagen, man hat einen Marathon gefinished? Bitte macht das nicht nach. Ohne ordentliche Vorbereitung empfehle ich niemandem einen Marathon. Auch wenn ich durch den Triathlon genügend Kondition hatte, fehlte es schlussendlich an der Kraft in den Beinen. Für den nächsten Marathon heißt es also Krafttraining und mehrere lange Läufe im Vorfeld.

Solltest du dich dennoch für einen Marathon entscheiden, dann ist der Berlin Marathon ein wirkliches Erlebnis. Die hohe Startgebühr wird von der grandiosen Stimmung an der Strecke wieder gut gemacht und man hat das Gefühl Teil von etwas ganz besonderem zu sein. Das Anmeldeverfahren ist ein Lotterieverfahren und mit etwas Glück wirst du ausgelost. Versuch dein Glück – hier der Link zur Veranstaltung.

Danke an meine Supporter

Ein ganz persönlicher Dank gilt meinem Lieblingsfotografen und Supporter Thomas. Unterstützung an der Strecke ist immer wieder toll. Ebenso freute ich mich, wenn Freunde auf der Strecke mich erkannten und mir zujubelten. Auch wenn ich zum Schluss leidend ausgesehen haben muss, es war schön, dass ihr da ward. Vielen Dank.

Warst auch du beim Berlin Marathon dabei? Was sind deine Erlebnisse? Hat dir der Beitrag gefallen? Dann lass gerne einen Kommentar da. 

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