Auf der Reise durch Norwegen verschlug es mich nach Odda, der Ort von dem aus die meisten Reisenden Wanderungen unternehmen. Bekanntgeworden durch die Social Media Netzwerke ist die atemberaubende Aussicht auf den Felsvorsprung Trolltunga in Norwegen. Auch ich habe die Bilder gesehen und wusste, die Trolltunga, zu deutsch Trollzunge, steht auf meiner Bucketliste.
Ich las im Reiseführer, die Wanderung würde hin und zurück 9 Stunden gehen und dachte noch: Ach so ein Quatsch, das geht doch schneller. Immerhin bezeichnest du dich ja als sportlicher, als der Durchschnitt. Doch Pustekuchen. Die Tour zur Trolltunga hat es wirklich in sich. 9 Stunden solltest du mindestens einplanen!
Die Trolltunga findest du unweit von Bergen im Südosten von Norwegen. Der Startpunkt der Wanderung liegt in Skjeggedal. Die nächst größere Stadt ist Odda, einige Kilometer entfernt. Von Odda geht es auch zum Buarbreen, der Gletscher, zu dem die Wanderung nicht so lange dauert und auch sehr sehenswert ist.
Wanderung zur Trolltunga
Nachdem ich im Reiseführer gelesen hatte, man soll die Wanderung bis 8 Uhr starten, ging es am dem Tag auch früher los als sonst. Kurz nach halb 8 Uhr befanden wir uns am Parkplatz und warteten auf den Bus, der uns zum Start der Wanderung bringen sollte. Es war allerdings schon beachtlich, wieviele Menschen dort warteten.
Direkt am Startpunkt befindet sich die Informationstafel, welche dir den Weg zeigt und dir die Fragen beantwortet, was du für die Wanderung zur Trolltunga beachten solltest:
- du solltest 8-10 Stunden für die Wanderung einplanen
- du solltest genügend Verpflegung mitnehmen und während der Wanderung ausreichend Wasser trinken
- kleide dich entsprechend der Wettervorhersage und trage Wanderschuhe (eventuell sind Handschuhe, Wanderstöcke und Stirnlampe sinnvoll)
- starte deine Wanderung früh am Morgen
Wenn du dich also gut vorbereitet hast und früh genug am Startpunkt bist, kannst du dich auf einen wundervollen Wandertag freuen. Oben am Startpunkt, folgst du dann einfach der Masse.
Aufstieg zur Trolltunga
Also los! Norwegen ist morgens noch sehr frisch. Doch wie auch ich wirst du deine Jacke bereits nach dem ersten Höhenmetern direkt ausziehen können. Die ersten 4 Kilometer haben es verdammt in sich, denn es geht vom Startpunkt bei 400 Höhenmetern 700 Höhenmeter nach oben, bis zu einer Höhe von 1100m.
700 Höhenmeter in 4 Kilometern ist gerade für ungeübte schon eine Hausnummer, weil auch die Strecke am Anfang nicht einfach ist und du dich teilweise an den Seilen gut festhalten musst. Gerade an verregneten Tagen könnte es dort sehr matschig sein und deshalb ist gutes Schuhwerk ein Must Have.
Wenn du aber die ersten 4 Kilometer hinter dich gebracht hast und du die Höhe von 1100m erreicht hast, geht es eigentlich mehr oder weniger nur noch gerade aus. 7 Kilometer mit einer wahnsinnigen Kulisse. Du folgst den Schildern die dir sagen, noch 7 Kilometer bis zum Ziel oder 4km zum Parkplatz zurück. Irgendwann freust du dich, wenn der Weg zum Ziel kürzer ist, als der zurück zum Parkplatz.
Auf der Mitte der Strecke kannst du eine verdiente Pause einlegen und dich am See ausruhen. Die Aussicht dort oben ist einfach wunderschön.
Wenn du noch 3 Kilometer vor dir hast und es 8 Kilometer zurück zum Parkplatz sind, wirst du die dämlichen Schilder verfluchen. Aber das schlägt schnell wieder um, wenn es nur noch 1 Kilometer bis zum Ziel sind und du die Trolltunga praktisch schon riechen kannst.
Nach 4 bis 5 Stunden erreichst du dann das Ziel. Es ist nicht zu übersehen. Du findest es dort, wo sich die vielen Menschen tummeln, denn die Trolltunga ist in Norwegen schon lange kein Geheimtipp mehr.
Der Felsvorsprung
Nach langen 11 Kilometern und 4,5 Stunden erreichte ich das Ziel, die Trolltunga. Ich traute meinen Augen nicht. Eine riesige Menschenschlange bildete sich vor dem Felsvorsprung, eine Schlange zum Anstehen für das Foto. Was sind wir nicht alle fotogeil, dachte ich. Leider kann ich mich da nicht rausnehmen. Ich beobachtete das Treiben und setzte mich mit meinem Butterbrot an den Rand.
Jeder hatte so ungefähr 2 min, in denen er ein Foto von sich machen wollte. Dann noch eins mit der Freundin und eins zu dritt. Puh! Kann sich also nur um Stunden handeln. Doch wie ist eigentlich die richtige Pose? Witzig war ein Typ, der sich in Badehose fotografieren lies. Der sorgte natürlich bei den Wartenden für gute Stimmung.
Kleiner Fototipp: Links neben der Trolltunga kannst du genauso gut ein tolles Foto aufnehmen. Solltest du dich dennoch anstellen wollen, sieht es ziemlich cool aus, wenn du dich mit allen Vieren ausgestreckt auf die Trolltunga legst und dich von oben fotografieren lässt. Das hatte ich dann im Nachhinein gesehen. Aber bitte vorsichtig sein, einen Sturz hinab wirst du sicherlich nicht überleben.
Der Abstieg
Nach der Fotoaktion kannst du weiter gehen oder den Rückweg ansteuern. Wir gingen noch ein Stück hinauf, kehrten dann aber relativ schnell wieder um, weil der Weg zurück echt lange war. Ich merkte, dass ich definitiv zu wenig Proviant eingepackt hatte und durfte glücklicherweise bei meinen Begleitern Nüsse und Powerriegel schnurren. Danke dafür.
Der Weg zurück dauerte sogar noch länger als hin, weil wir auch ständig Foto- und Sitzpausen einlegten, um die Landschaft zu genießen. Wir hatten auch wirklich Glück mit dem Wetter. Dennoch mussten wir weiter. Gerade die letzten 4 Kilometer hatten es wieder in sich, denn es ging die 700 Höhenmeter wieder bergab und das nach dem langen Tag.
Der schwierige Weg ist gerade zum Ende der Wanderung echt mit Vorsicht zu genießen, denn die Konzentration lässt nach den nun fast schon 20 zurückgelegten Kilometern nach. Vor uns ging eine Wanderin mit ihrem Großvater, der echt zu kämpfen hatte. Meiner Meinung nach war diese Wanderung für ihn zu heftig. Wir trafen ihn allerdings abends im Restaurant wieder. Er hatte es also geschafft.
Auch wir erreichten das Ziel nach 5 Stunden Abstieg und waren fix und fertig. Der Restaurantbesuch war am Ende des Tages dringend notwenig.
Fakten zur Trolltunga
- Dauer der Wanderung: mind. 9 Stunden plus Fotopausen
- Länge der Wanderung: 22km ( jeweils 11km hin und zurück)
- Schwierigkeitsgrad: anspruchsvoll (schwierig am Anfang und Ende, der Rest normal, aber lang)
- Verpflegungsmöglichkeit: keine, bitte ausreichend Proviant mitnehmen
- Unterstellmöglichkeit: keine, sei auf alle Wetterlagen gefasst
- Saison: in den Sommermonaten (Juni-September), im Winter nicht zu empfehlen
- Anreise und Parken: Der Startpunkt der Wanderung ist in Skjeggedal, wie du dort hinkommst und parkst liest du am besten hier.
Übernachtungsmöglichkeit
Wie schon angedeutet, sahen wir einige Camper ihr Zelt oben in der freien Natur aufschlagen. Ich muss sagen, die Idee finde ich besser, als den ganzen Weg an einem Tag hin und zurück zu laufen. Erstens ist es sehr anstrengend und zweitens kann man so die Natur noch mehr genießen.
Wenn du in den Bergen der Trolltunga übernachten möchtest, solltest du dir das überlegen. Du müsstest dann deine komplette Ausrüstung mitnehmen. Einen Zeltplatz findest du dort nicht. Lohnenswert ist es mit Sicherheit.
Für die Wanderung zur Trolltunga empfiehlt es sich im nahegelegenen Odda unterzukommen. Wir verbrachten die Nacht zuvor auf dem Campingplatz in Odda namens Odda Camping*.
Dieser ist sehr frequentiert und frühes Erscheinen, sichert dir einen Platz. Auf dem Zeltplatz findest du zwei Duschen und eine Kochnische, welche allerdings bei unserem Besuch für die Vielzahl der Reisenden im Sommer zu wenig war. Lange Wartezeiten musst du dort in Kauf nehmen. Der Zeltplatz befindet sich direkt am Fjord, in den du auch hineinspringen kannst.
Fazit
Mein Fazit zur Wanderung zur Trolltunga: Geil! Geil! Geil! Würde ich es wieder machen? Und ob. Beim nächsten Mal würde ich das Zelt mit hochnehmen und oben übernachten. Durch das Jedermann Gesetz, was in Norwegen erlaubt überall in der Natur unter Berücksichtigung dieser zu zelten, ist dies eine günstige Alternative. Sonnenaufgang und Sonnenuntergang dort oben zu erleben muss sicher wunderschön sein.
Hat dir der Beitrag gefallen? Warst du auch schonmal in Norwegen und hast die Wanderung zur Trolltunga unternommen? Hast du weitere Tipps? Lass gerne einen Kommentar da.
Hallo Eve,
zur Trolltunga will ich auch noch, vermutlich während eines Norwegen Roadtrips.
Dein Bericht gefällt auf jeden Fall sehr ! Vor allem bin ich jetzt überzeugt, dass ich lieber mit Zelt rauf gehe. In den letzten Jahren habe ich immer wieder mal gelesen, dass leider viele Camper ihren Unrat dort oben einfach liegen lassen. Es gab wohl mal ein Plumpsklo, inzwischen anscheinend nicht mehr. Wie hast Du die Sauberkeit dort oben empfunden ? Gibt es in der Nähe Bäche als Wasserversorgung ? Und als letztes, gibt es am Startpunkt einen Parkplatz, wo man das Auto über Nacht stehen lassen könnte ?
Liebe Grüße,
Schwerti
Hallo Schwerti,
ja es gibt am Startpunkt einen Parkplatz. Da kannst du dein Auto stehen lassen. Bei unserem Besuch war der schon voll, da mussten wir weiter unten parken. (Von daher lohnt sich richtig frühes Erscheinen)
Oben findest du nur vereinzelt Camper, weil es auch sehr ungemütlich werden kann. Überlegt euch schonmal Plan B (das Wetter könnt ihr ja vorher abschätzen). Aber es legt dort wenig Müll und das ist auch gut so. Ich glaube und hoffe, dass jeder der in Norwegen frei zeltet sich einfach daran hält, seinen Müll wegzuräumen. Das ist das mindeste was man tun kann.
Zur Wasserquelle: Es gibt auf jeden Fall eine Wasserquelle von der ich weiß. Die befindet sich ungefähr auf der Mitte der Strecke oben. Vielleicht bei KM 6 oder 7. Ob es jetzt Trinkwasser ist, kann ich nicht sagen. Ich habe jedenfalls meine Flasche dort aufgefüllt und bin nicht gestorben 😉
Wann geht es bei euch los?
Liebe Grüße Eve
Krass, wie Instagram diesen Platz zu einem Touri-Hotspot gemacht hat. Dieser schwere Aufstieg und dann diese Massen da oben.. da hätte ich ehrlich gesagt keine Lust drauf 😀
haha,
ja ich habe mitbekommen, wie ein Guide seinen Touris erzählte, dass er 2009 noch fast alleine die Tour gelaufen ist… Kann dich voll verstehen, wenn dich der Massentourismus und der schwere Aufsteig abschrecken, aber der Ausblick macht alles wieder gut.
Liebe Grüße
Eve
Hallo Eve! Vielen Dank für den tollen Artikel und die schönen Bilder. Der Bericht hat uns sehr gut auf unser Norwegenabenteuer und die Wanderung zur Trollzunge vorbereitet. Als wir unsere Wanderung Ende August gemacht haben, wurde kurz vorher noch ein neuer Parkplatz oben auf dem Berg eröffnet. So kann man sich die ersten Kilometer sparen….insbesondere wenn man nicht so sportlich ist. Wer mit dem Auto fährt sollte am besten hier parken. Das spart einem einige Kilometer und macht die Wanderung am Anfang deutlich einfacher. Alle Infos haben wir in unserem Blog zusammengefasst:
http://roadtripsta.com/trolltunga_tipps_zur_anreise_und_zum_parken/
Viele Grüße
Sabrina & Andreas
Hallo Eve,
einen echt tollen Bericht über den trip zur Trolltunga hast Du da hingelegt, prima Bilder und was hattest Du für ein Wetter …
Ich bin diesen trip mit meiner besseren Hälfte im Sep. 2017 gegangen, leider mit viel Nebel, und das auch noch ganz oben, wo schönes Wetter quasi Pflicht ist. Dafür allerdings war Mitte/Ende Sep. kaum noch Ansturm, so dass das obligatorische Foto nur wenige Minuten Wartezeit benötigt hat.
Deine Beschreibungen im Bericht sind sehr zutreffend, dieser trip ist ein ca. 10Std. Leistungsmarsch, gerade der Anstieg zu Beginn ist echt knackig, steil ohne Ende, ca. 1,5 Std. glaub ich lang. Danach kommt quasi ein kleines Tal, bevor es noch mal, aber nicht ganz so steil, wieder rauf geht. Nach dem 2. Anstieg ist es beinah schon geschafft, da geht’s eigentlich nur noch gerade aus, eher moderat. Bis das Schild mit dem letzten km kommt, Endspurt!
Man muss sich selbst eingestehen:
Bin ich gut genug trainiert/fit für einen solchen trip ? Das ist was anderes, als ein 2-stündiger Spaziergang durch ein deutsches Mittelgebirge. Und wenn ich dann Leute mit Turnschuhen sehe … na ja. Mächtig gute Ausrüstung ist hier wirklich erforderlich, reichlich Proviant und Trinkbares.
Thema Parkplatz:
„Oben“ ist sozusagen der normale Parkplatz, in der Hauptzeit natürlich rappelvoll, kostet glaub‘ ich 30 Euro den Tag. Wir sind ca. um 9h losgelaufen. Dann gibt’s noch einen Parkplatz „ganz oben“, der ist relativ neu, scheint etwa dort zu sein, wo früher die vielen Treppenstufen aus Holz bewältigt werden mussten. Dieser Parkplatz ist jedoch relativ klein, dort muss man sehr früh sein. Schmälert dann aber auch die Laufleistung um einige km. Gesamt sind es von unten ca. 23 km. Und dann halt der Parkplatz „ganz unten“, aber weit zu laufen zum Start.
Allerdings ist die Fahrt zum normalen Parkplatz oben schon ein kleines Abenteuer, die Straße ist mächtig eng, wirklichen Gegenverkehr möchte man hier nicht haben.
Alles in Allem ein trip, der aller Ehren wert ist – wer dort oben gestanden hat, sieht unsere atemberaubende Natur mit anderen Augen …
Viele Grüße
Tom & Anja